GEORGE ONSLOW
Quintett a moll zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass (oder zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello) Quintet a minor two Violins, Viola, Cello and Double bass (or two Violins, two Violas and Cello) Quintette la mineur deux Violons, Alto, Violoncelle et Contrebas (ou deux Violons, deux Altos et Violoncelle) Quintetto la minore due Violini, Viola, Violoncello e Contrabbasso (ovvero due Violini, due Viole e Violoncello) |
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George Onslow wurde am 27. Juli 1784 als Spross
einer englisch-französischen Adelsverbindung geboren; sein Vater Edward
war 1780 ins englische Parlament gewählt worden, musste aber wegen eines
Skandals, dessen genaue Umstände nicht geklärt sind, England ein Jahr
später verlassen und siedelte nach Frankreich über. Dort kaufte er
das in der Nähe des auvergnatischen Clermont-Ferrand gelegene Schloss
Chalendrat, und er ehelichte 1783 mit Marie-Rosalie de Bourdeille de Brantôme
eine Angehörige altehrwürdigen französischen Adels. Auf Schloss Chalendrat
erhielt der junge George eine sorgfältige, von seinem Vater überwachte
Erziehung, die auch Unterricht im Klavierspiel umfasste. Die Französische
Revolution von 1789 brachte die junge Familie in Schwierigkeiten; Sein
Sohn George begleitete ihn nach Hamburg, wo er in den Jahren 1799 und
1800 den Unterricht des bekannten Pianisten J. L. Dussek (1760-1812) genoss.
Während Edward 1800 in die Auvergne zurückkehren durfte, ging Sohn
George nach London, um seine Ausbildung bei dem Clementi-Schüler
J.B. Cramer (1771-1858) fortzusetzen. Um 1803 kehrte auch George ins elterliche
Chalendrat zurück. Mittlerweile galt er als Pianist von "brillanter
Technik, kunstfertiger Virtuosität und schönem Klang", wie der
Zeitgenosse Antoine-Francois Marmontel berichtet. In seiner Heimat schloss
er sich einem Kreis von musikliebenden Dilettanten an, die Kammermusik
in kleinem Kreis aufführten; Onslow lernte das Cello-Spiel und begann
um 1806 mit seinen ersten Kompositionen: Streichquintetten, einer Klaviersonate
und Klaviertrios. Diese Werke erschienen in den beiden folgenden Jahren
im Druck. Onslow muss wohl Defizite in seiner Kompositionstechnik empfunden
haben, denn 1808 wandte er sich an Anton Reicha (1770-1836), den späteren
Professor für Kontrapunkt und Fuge am Conservatoire, und neben Cherubini
wohl einflussreichsten Pariser Musikpädagogen, mit der Bitte um Kompositionsunterricht.
Onslow verbrachte fortan die Sommermonate in der heimatlichen Auvergne
und die Wintermonate in Paris, um zu lernen oder seine Werke in dem kleinen
Kreis der Pariser Kammermusikliebhaber zur Aufführung zu bringen.
Wie lange der Unterricht bei Reicha gedauert hat, ist nicht bekannt; jedenfalls
entstanden im der Dekade von 1808 bis 1817 mindestens 12 Streichquartette,
einige Duos für Violine und Klavier neben Variationen und kleineren
Stücken für Klavier solo. In diesem Jahr 1817 durchlebte er
eine Schaffenskrise; er beklagte sich: "meine Muse ist tot", und er weigerte
sich der tonangebenden Mode der "Erfinder von Solos und Arpeggien" zu
folgen. Bis 1823 komponierte er nur einige Solosonaten, und es mag mit
dieser Erfahrung zusammengehangen haben, dass er sich in diesen Jahren
erstmalig der Oper zuwandte: 1824 und 1827 präsentierte er die Komischen
Opern L'Alcade de la Véga und Le colporteur, die erste nur mit mässigem,
die zweite mit grösserem Erfolg. Doch seine Kammermusik hatte ihm
mittlerweile internationales Ansehen verschafft; 1830 wurde er Ehrenmitglied
der Londoner Philharmonic Society (eine Ehre, die dem Kollegen Berlioz
erst 20 Jahre später zu Teil werden sollte), der zu Ehren Onslow
seine zweite Sinfonie komponierte. In Frankreich wurde Onslow von der
Musikpresse als "unser französischer Beethoven" gefeiert, während
die deutsche Musikkritik ihn als Komponisten "deutscher Schule" für
sich reklamierte. Im Jahr 1837 brachte er sein drittes Bühnenwerk,
Guise, ou Les États des Blois, zur Aufführung, das sich für
einige Zeit auf den Bühnen zu halten vermochte. Nach dem Tode Luigi
Cherubinis wurde Onslow zu dessen Nachfolger in der ehrwürdigen Académie
des Beaux Arts gewählt, und eine Einladung zur Leitung des Niederrheinischen
Musikfestes in Köln 1847 gab ihm den Anlass zur Komposition seiner
vierten Sinfonie. Nach einem Jagdunfall im Jahr 1829 auf einem Ohr taub
und von ständigen nervösen Kopfschmerzen geplagt, verbrachte
er nun mehr fast das ganze Jahr in der Auvergne und ging nur für
ein oder zwei Monate nach Paris, um den Sitzungen der Acad‚mie beizuwohnen
oder seine neuesten Kompositionen vorzustellen. Ab 1848 verschwanden seine
Sinfonien aus dem Repertoire des Pariser Conservatoire-Orchesters; Onslow
fühlte sich verletzt und gab der Beethoven-Begeisterung, die seit
1830 in Paris grassierte, die Schuld an der Vernachlässigung seiner
Werke. Jedoch verdunkelten auch Selbstzweifel seine letzten Jahre; 1850
gestand er einem Freund, je mehr er seine Kompositionen untersuche, desto
stärker verfestige sich bei ihm der Eindruck, dass es ihm an Erfindung
mangele. Nach seinem Opus 83, einem Klaviertrio, resignierte er und komponierte
bis zu seinem Tod am 03. Oktober 1853 nichts mehr. |
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